Veröffentlicht in Bio, Chemie & Wissenschaft

D3 live dabei!

Bei einer Blogparade im eigenen Haus bin ich natürlich dabei und schicke einen vitaminproduzierenden O-Hasen ins Rennen. Vitamine? Hasen? Sollte es nicht um Hormone gehen? Tut es ja auch

Vitamin oder „Vitamin“?

Im Gegensatz zu anderen Vitaminen nimmt das fettlösliche Vitamin D eine Sonderstellung ein: es kann aus Vorstufen, die im Körper vorhanden sind, selbst gebildet werden. Die körpereigene Bildung erfolgt mithilfe des Sonnenlichts durch eine induzierte photochemische Reaktion (UV-B: Wellenlänge 290 bis 315 nm) und leistet im Vergleich zur Vitamin D-Zufuhr über die Nahrung den deutlich größeren Beitrag. Vitamin D regelt den Calcium- und Phosphatstoffwechsel und fördert dadurch die Knochenhärtung. Zahlreiche Forschungsergebnisse der letzten Jahre deuten darauf hin, dass es aber auch noch an anderen Vorgängen im Körper beteiligt ist wie dessen Einflüsse auf das Herz-Kreislauf-System, das endokrine System, das Immunsystem sowie auf die Zelldifferenzierung, das Zellwachstum und Apoptose.

OHase

Genau genommen ist Vitamin D daher kein Vitamin, sondern ein Prohormon, da es nicht von außen zugeführt (supplementiert) werden muss, sondern aus einer Vorstufe in der Haut umgewandelt werden kann.

Vitamin-D-Synthese im Körper

Die Haut spielt bei der Herstellung von Vitamin D eine wichtige Rolle: durch UV-B wird in den Keratinozyten aus 7-Dehydrocholesterol – einem Steroidmolekül –, das die Leber aus Cholesterol bildet, das Provitamin D3 und anschließend durch Körperwärme das Cholecalciferol (D3) gebildet. Vitamin D3 verwandeln die Leberzellen über das mitochondriale Enzym 25-Hydroxylase (25-OHase) dann in die Speicherform Calcidiol (25-Hydroxyvitamin D, 25-OH-D). Die Niere wiederum stellt über das Enzym renale 1-alpha-Hydroxylase (1-OHase) die metabolisch aktive Form Calcitriol (1,25-Dihydroxy-Cholecalciferol, 1,25-(OH)2D) her und gibt sie ins Blut ab. Calcitriol reguliert unter anderem den Calcium- und Knochenstoffwechsel. Zudem weiß man heute, dass Calcitriol nicht nur in der Niere, sondern auf Grund des Vorhandenseins lokaler 1-OHasen in fast allen Zell- und Organsystemen gebildet wird und dort gewebespezifische Zellfunktionen ausübt. Im Unterschied zum tierischen Vitamin D3 bezeichnet man das pflanzliche Pendant als Vitamin D2.

Die hormonaktive Form, das Calcitriol, kann in nahezu allen Zellen physiologisch wirken, da diese jeweils spezifische Vitamin-D-Rezeptoren (VDR) tragen. Somit deckt es eine große Bandbreite an Funktionen ab, die über die klassische Rolle der Mineralisierung des Skeletts, des Knochenwachstums und -umbaus hinausgehen. Die Liste umfasst regulatorische Einflüsse auf Zellwachstum, Zelldifferenzierung, Induktion der Apoptose, Immunmodulation, Endothelfunktion, Parathormonsekretion, tumorinduzierte Angiogenese usw.

Mangel

Ein Vitamin-D-Mangel gilt als ein wichtiger Faktor bei vielen Krankheiten, die das Hormonsystem, das Herz-Kreislauf-System, das Immunsystem, das Nervensystem und den Bewegungsapparat betreffen.

Eine ausreichende alimentäre Vitamin-D-Aufnahme ist kaum möglich, da die meisten Nahrungsmittel zu wenig Vitamin D enthalten. Am meisten kommt es in Seefisch, Hühnerei, bestimmten Pilzsorten, Schweineleber, fetthaltigem Fleisch aber auch in Milchprodukten vor. Calcitriol wirkt bereits bei sehr niedrigen Konzentrationen und sollte daher nur in kontrollierten, therapeutischen Anwendungen eingesetzt werden. Deswegen erfolgt die Supplementierung häufig über Vitamin-D-Präparate (Vorstufen des Hormons).

Die Primärquelle zur Vitamin-D-Produktion über die UV-B-Sonnenstrahlung ist nicht über das ganze Jahr ausreichend zugänglich. Zwischen den Monaten Oktober bis März und oberhalb des 35. Breitengrads befindet sich die Sonne nicht genügend hoch am Himmel, um die Haut mit UV-B zu versorgen. Ab Ende März reicht dann eine kurze Sonnenlicht-Exposition von maximal 25 bis 30 Minuten zur Versorgung mit eine Menge an Vitamin D, die 25 bis 40 mal höher liegt als in herkömmlichen Vitaminpillen. Gespeichert wird Vitamin D zum großen Teil im Fett- und Muskelgewebe, geringere Mengen finden sich auch in der Leber. Die Speicherkapazität ist insgesamt relativ groß und trägt zur Vitamin D-Versorgung in den Herbst- und Wintermonaten bei, wenn Vitamin D aus den Depots nach und nach abgegeben wird.

Ein hoher Sonnenstand garantiert noch keine Vitamin-D-Synthese in der Haut. Bei einem niedrigen UV-Index zwischen 0 bis 2 wird kein Vitamin D synthetisiert. Hinzu kommen Faktoren, die den Eintritt von UV-B in die Haut limitieren: Bewölkung, Luftverschmutzung, hohe Hautpigmentierung, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, Bekleidung. Im Alter nimmt das Synthesevermögen ab, weil sich die Konzentration der Vorstufe in der Haut verringert.

Supplementierung

Calcitriol liegt im Blut nur in sehr niedriger Konzentration vor und ist schwierig zu messen. Zudem hat es eine kurze Halbwertszeit von unter vier Stunden und der Wert dieses Metabolits gibt oft keine aussagekräftige Information über die Vitamin-D-Reserven im Körper, da es bei einem Vitamin-D-Mangel oft aufgrund erhöhter Parathormonspiegel normal oder sogar kompensatorisch erhöht ist. Geeigneter als Marker für die Versorgungsbeurteilung wird deswegen die Calcidiol-Konzentration mit einer Halbwertszeit von etwa zwei Wochen im Blutserum herangezogen, weil diese die Vitamin D-Zufuhr über die Ernährung und die körpereigene Vitamin D-Bildung widerspiegelt. Der Umrechnungsfaktor für Calcidiol ist 2,496 nmol/l = 1 ng/ml.

Liegt ein Krankheitsverdacht vor, der im Zusammenhang mit Vitamin-D-Mangel stehen könnte, übernehmen die meisten Krankenkassen üblicherweise die Kosten für eine Vitamin-D-Bestimmung. Anderenfalls ist die Bestimmung des Vitamin-D-Status eine sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGeL), für die der Patient selbst aufkommen muss. Nach der Gebührenordnung für Ärzte stellen die meisten Labors dafür zwischen etwa 25 und 35 Euro in Rechnung. Zusätzlich sind meist die Blutentnahme beim Arzt und die ärztliche Beratung kostenpflichtig. Somit kann man als Selbstzahler mit zusätzlich bis 50 Euro rechnen.

Der Calcidiol-Spiegel im Serum sollte zwischen 30 bis 60 ng/ml liegen, um langfristig negative Folgen für die Gesundheit zu vermeiden. Ideal ist ein 25-OH-D-Status zwischen 30 bis 60 ng/ml. Bei Werten unter 20 ng/ml liegt ein ausgeprägter Vitamin-D-Mangel und bei Werten zwischen 20 bis 29 ng/ml ein mäßiger Vitamin-D-Mangel vor, der auch als Vitamin-D-Insuffizienz bezeichnet wird. Eine Vitamin-D-Intoxikation ist erst ab Werten von 25-OH-D > 150 ng/ml zu erwarten.

25-OH-D [ng/ml] Schweregrad
<5 schwerster Vitamin-D-Mangel
5-10 schwerer Vitamin-D-Mangel
10-20 Vitamin-D-Mangel
20-30 mäßiger Vitamin-D-Mangel
30-60 optimaler Vitamin-D-Spiegel
60-70 obere Norm
70-150 überdosiert, jedoch nicht toxisch
>150 Vitamin-D-Intoxikation

Individuelle Aufsättigung

Bei Vitamin-D-Mangel lässt sich als Maßnahme eine Aufsättigung mittels Vitamin-D-Präparaten in Kapselform vornehmen, die am Anfang zunächst innerhalb eines Zeitraums von wenigen Tagen eine Erhöhungsdosis erreichen soll. Danach wird über mehrere Monate eine Erhaltungsdosis verabreicht, um einen individuellen Zielwert auf Dauer konstant zu halten.

Vor der Aufsättigung ist die Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels im Labor notwendig, damit der Startwert festgelegt ist. Die nächste Blutabnahme zur Bestimmung des Vitamin-D-Wertes braucht erst frühestens 3 Monate nach der Aufsättigung zu erfolgen. Danach reicht eine Messung des Calcidiol-Spiegels bei genauer Einnahme der Erhaltungsdosis 1 bis 2 mal im Jahr aus.

Die Aufsättigung funktioniert folgendermaßen: Eine Höchstdosis von 100000 I.E. (Internationale Einheiten) Vitamin D3 an einem Tag in Kapselform eingenommen erhöht bei einem 70 kg schweren Menschen einen Anstieg des Blutspiegels um etwa 10 ng/ml.

Beispiel

Möchte man bei einem Körpergewicht von 70 kg seinen aktuellen Startwert von 15 ng/ml auf den Zielwert von 50 ng/ml steigern, müssten 3 Tage lang 100000 I.E. Vitamin D3 eingenommen werden und am vierten Tag 60000 I.E.

Neuer Maßstab

Die kontinuierlich auftretenden Funktionen in zahlreichen Studien sowohl auf physiologischer Ebene als auch präventivmedizinisch bescheinigen Vitamin D eine vielfältige Bedeutung. Es empfiehlt sich daher einen individuellen Vitamin-D-Status in Kombination von UV-B-Exposition, Aufsättigung mit Vitamin-D-Präparaten und Vitamin-D reicher Ernährung zu erreichen und aufrechtzuerhalten.

6 Kommentare zu „D3 live dabei!

  1. Also mit dem Firefox gehts bei mir auch nicht, erscheint kein Ergebnis und auch die Pfeile in den Feldern erscheinen nicht. Bei Chrome funktionierts.

    1. Hallo Eike,

      Firefox hat teilweise noch Probleme mit neueren HTML 5 Tags. Wir werden den Rechner entsprechend anpassen, damit die Formularinhalte auch dort korrekt interpretiert werden.

  2. Hallo , grosses Lob an die Seite ! Genau das so etwas habe ich gesucht ! Könnt ihr mir noch sagen , welche Symtome sich bei einer Vitamin D Mangel Erkrankung zeigen?

  3. Super erklärt! Jetzt leuchtet mir das so richtig ein wieso ich doch mal mit Vitamin D Kapseln anfangen sollte. Ich hab aber leider Schwierigkeiten mit dem Rechner. Es wird kein Button zum berechnen angezeigt. 🙁

    1. Hallo Angelika,

      danke für die Blumen. Die Berechnung findet direkt während der Eingabe statt, wenn ein Eingabefeld ausgefüllt wird. Deswegen existiert auch kein Button ‚Berechnen‘.

      Viele Grüße
      Ingo

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