Unser Fazit: Flop!
- Eine basische Ernährung ist nicht empfehlenswert. Ein Krankheitsbild der “latenten Azidose” existiert nicht. Wird an Protein und Fett gespart, bleibt als Makronährstoff Kohlenhydrat. Eine überhöhte Zufuhr von Kohlenhydraten lässt den Triglycerid-Wert ansteigen und wirkt sich negativ und auf Dauer schädigend auf Stoffwechsel und Leber aus. Die Gefahr einer einseitigen Mangelernährung ist sehr hoch.
- Unser Organismus verfügt über eine Vielzahl an Mechanismen, die dafür sorgen, dass Schadstoffe und Säuren auf natürlichem Weg ausgeleitet werden, sogenannte “Schlacken” existieren im menschlichen Körper nicht.
- Die meist mit basischer Ernährung verbundenen Empfehlungen für unterstützende Maßnahmen sind als unwissenschaftlich bis tatsächlich gefährlich einzustufen.
- Das andere Extrem – die “latente Alkalose” also ein chronischer Basenüberschuss ist übrigens auch in pseudowissenschaftlichen Kreisen nicht bekannt, was jedoch der Fall sein müsste, wenn viermal so viele Basenspender wie Säurebildner gegessen und getrunken werden. Hier sieht man besonders deutlich, dass die Annahme, Säurebildner würden den pH-Wert der Zellflüssigkeit beeinflussen, nur falsch sein kann.
- Aus Angst vor Übersäuerung auf angebliche Säurebildner zu verzichten, führt jedoch in vielen Fällen zu einer Mangelernährung, die im Gegensatz zu einer proteinreichen Mahlzeit tatsächlich erhebliche negative Folgen hat.
Wir danken Iris Apel und Andrea Rhode für die Unterstützung bei der Recherche!
Bildmaterial: Teil 2 – Svante Arrhenius 1909 – Wikimedia Commons, pH-Scale – PatríciaR / Wikimedia Commons;
Seven up and down: Was ist der Säure-Basen-Haushalt – Seite 1
Seven up and down: Stör mir nicht mein Gleichgewicht! – Seite 2
Seven up and down: Übersäuerung und basische Ernährung – Seite 3
Seven up and down: Basische Ernährung unter der Lupe – Seite 4
Seven up and down: Unser Fazit! – Seite 5
Ab und zu heißt es ja von Verfechtern der basischen Ernährung, dass diese notwendig sei, um den Körper davor zu schützen, dass er seine Kalziumvorräte in den Knochen erschöpft (Osteoporose), um den Blut-pH-Wert konstant zu halten. In dem Review hier wird ja gut erklärt, warum das nicht so ist.
„The dietary acid load hypothesis also postulates that increasing the urinary excretion of phosphate, considered as an ‘acidic’ ion, enhances UCa and contributes to the loss and fragility of bones with ageing( 59 , 88 , 89 ). In sharp contrast with this hypothesis but in full agreement with physiological notions on the phosphate–Ca interaction( 90 ), analysis of twelve human studies indicated that higher phosphate intakes were associated with decreased UCa and improved Ca balance( 91 ).“
Hier auf Seite 20:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3828631/#!po=57.3529
Ehrlich gesagt verstehe ich noch nicht, wie die Säure-Basen-Spezis darauf kommen, also welches Missverständnis dieser Auffassung zugrunde liegt. Ihr?
Update: Wenn ich das richtig verstanden habe in dem von mir verlinkten Artikel, geht das auf eine Reihe von Versuchen an nierenkranken Patienten zurück.
Die haben bei nierenkranken Patienten eine Azidose hervorgerufen und dann festgestellt, dass die Kalziumausscheidung über den Urin stark ansteigt. Daraus haben sie dann geschlossen, dass die Niere über diesen Weg Kalzium entsorgt, das aus den Knochen kommt (bzw. das der Körper aus den Knochen gelöst hat, um die Säure zu neutralisieren). Später stellte sich dann raus, dass es andersrum ist und dass die erhöhte Kalziumausscheidung die Tatsache kompensiert, dass aufgrund der Azidose die Wiederaufnahme von Kalzium über die Nieren gehemmt war. Dieser Verlust von Kalzium wurde dann bei diesen nierenkranken Patienten wahrscheinlich auch teilweise durch die Demineralisierung von Knochen ausgeglichen. (im Folgenden wird von den Verfassern glaube ich die Schlussfolgerung gezogen, dass letzteres nur bei schwer nierenkranken Patienten passiert und dass bei gesunden Menschen in Wirklichkeit eine solche Demineralisierung nicht stattfindet… aber vielleicht wisst ihr ja dazu noch mehr.)
sehr interessant !
Danke für dein Feedback 🙂 Ja, bei einem so komplexen Thema kommt man schnell vom Hundertsten ins Tausendste, wir mussten einiges Kürzen. Mir war vor allem wichtig, auf kritischen Aspekte der „basischen Ernährung“ einzugehen und den in letzter Zeit etwas inflationär verwendeten Begriff des Säure-Basen-Haushaltes wissenschaftlich zu beleuchten. Welche Aspekte haben dir gefehlt? Vielleicht kann da ein ganz eigener Artikel daraus werden.
Ahoy,
sehr informativ. Hätte sogar noch ein wenig ausführlicher (bzw. mehr) sein können.
besten Gruß